Auto weit unter Wert an Pfando verkauft? Was tun? Pfando-Verträge können Wucher und damit nichtig sein - So holen Sie sich Ihr Fahrzeug zurück!

Pfando - Vertrag Wucher sittenwidrig unwirksam kündigen zurücktreten Auto zurückerhalten - Rechtsanwalt Sven Nelke

Kauft Pfando das Fahrzeug weit unter Wert an und vermietet es dann das Fahrzeug teuer zurück, kann dies Wucher sein. Wucherische Pfando-Verträge sind rechtswidrig und nichtig. Betroffenen Pfando-Kunden stehen umfangreiche Rechte zur Seite (Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 06.12.2022, 23 U 60/22 = "Pfando-Gerichtsurteil").



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Leitsatz des Oberlandesgericht Düsseldorf (Urteil vom 06.12.2022, 23 U 60/22 = "Pfando-Gerichtsurteil"):

Bei der Prüfung, ob ein auffallendes Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung als Kennzeichen der Sittenwidrigkeit eines Geschäfts besteht, sind ungeachtet der formalen Trennung zwischen mehreren Verträgen alle Leistungen der am Geschäft Beteiligten einander gegenüberzustellen (BGH, Urteil vom 7. Februar 1980 - III ZR 141/78 - für Abzahlungsgeschäfte; BGH, Urteil vom 17. Mai 1979 - III ZR 118/77 für Darlehen und Restschuldversicherung; Schmidt-Räntsch in: Erman BGB, Kommentar, 16. Auflage 2020, § 138 Rn 43). Die einer Partei nachteilige Regelungen mehrerer Verträge können in einem wirtschaftlich verbundenen Geschäft zusammentreffen und zusammenwirken. Mehrere "Teilstücke" des zumindest wirtschaftlich einheitlichen Geschäfts können dann jedenfalls zusammen ein auffälliges Missverhältnis zwischen den wirtschaftlich zusammenhängenden Leistungen und Gegenleistungen ergeben.

 

- zit. Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 06.12.2022, 23 U 60/22

Was sagt das Urteil aus?

Das Oberlandesgericht hat eine typische Pfando-Vertragskonstellation zum Anlass genommen, Wucher festzustellen. Im entschiedenen Fall hat sich ein Pfando-Kunde für das

"sale and rent back" bzw. "cash & drive"

Vertragsmodell entschieden und sein Fahrzeug zu einem Spottpreis verkauft. Anschließend mietete er das Fahrzeug teuer zurück. Das Oberlandesgericht stellte fest, dass der Vertrag wegen Wuchers nichtig ist, weil er

  • zu wenig Geld für sein Fahrzeug erhielt;
  • teure Mieten zahlte, obgleich er die laufenden Kosten des Fahrzeugs trug.

Für den Kunden bedeutete dies Folgendes: Pfando hat sein sichergestelltes Fahrzeug nebst Zulassungsbescheinigungen udn Ersatzschlüssel herauszugeben, u.a.

 


Das Urteil (Oberlandesgericht Düsseldorf, Urteil vom 06.12.2022, 23 U 60/22 = "Pfando-Gerichtsurteil") gibt es hier:

Tenor:

 

Auf die Berufung der Klägerin wird das am 01.02.2022 verkündete Urteil des Einzelrichters der 11. Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf abgeändert und wie folgt neu gefasst:

  1. Es wird gegenüber der Beklagten zu 2) festgestellt, dass die Klägerin aufgrund der Erklärungen im  Kaufvertrag vom 06.10.2020 und der erfolgten Übergabe des Zweitschlüssels ihr Eigentum an dem PKW Peugeot 3008, FIN .....9, amtliches Kennzeichen ....., nicht an die Beklagte zu 2) verloren hat.
  2. Die Beklagte zu 1) wird verurteilt, an die Klägerin den Zweitschlüssel sowie die Zulassungsbescheinigung Teil II für das Fahrzeug Peugeot 3008, FIN .....9, amtliches Kennzeichen ....., herauszugeben.
  3. Die Beklagte zu 1) wird verurteilt, an die Klägerin 2.739,- € nebst Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit 3.8.2021 zu zahlen.
  4. Die weitergehende Klage und die Hilfswiderklagen der Beklagten zu 1) und 2) werden abgewiesen. Im Übrigen werden die Berufungen der Klägerin und der Beklagten zu 1) und 2) zurückgewiesen.
  5. Die Gerichtskosten und die außergerichtlichen Kosten der Klägerin tragen die Klägerin zu 65 %, die Beklagte zu 1) zu 5 % und die Beklagte zu 2) zu 30 %. Die außergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1) haben die Klägerin zu 87 % und die Beklagte zu 1) selbst zu 13 % zu tragen. Die außergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 2) haben die Klägerin zu 11 % und die Beklagte zu 2) selbst zu 89 % zu tragen. Die außergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 3) hat die Klägerin zu tragen.
  6. Dieses Urteil ist ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar. Jede Partei darf eine Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die vollstreckende Partei vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.
  7. Die Revision wird nicht zugelassen.

Tatbestand

 

 


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